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Das Pronomen und die Pronominalität

Das Hauptmerkmal der Pronomen besteht darin, dass sie nicht zu den benennenden (nominariven) Wortarteu gehören, sondern verweisende Wörter sind. Sie nennen nicht die Erscheinungen der objektiven Realität, sondern verweisen auf sie. Sie werden auch Zeigewörter genannt [122]. So verweist das Pronomen ich auf einen beliebigen Sprecher. Jeder Mensch, der etwas über sich sagt, nennt sich ich. Genauso ist jeder Ge­sprächspartner ein du oder Sie, jede besprochene Person ein er, sie, es, jede unbekannte Person ist jemand, auf eine beliebige Eigenschaft des Ge­genstandes kann man mit solch verweisen usw. Die Pronomen haben also eine sehr allgemeine Bedeutung, die durch den Verweis auf eine Person oder einen Gegenstand, einen Sachverhalt oder eine Eigenschaft konkre­tisiert wird, die sich aus dem Satzzusammenhang oder aus der Situation ergeben.

Walter hatte es längst aufgegeben, mit seinem Vater politisch zu diskutie­ren. Er verdiente, hatte einige Ersparnisse und das Verlangen, sich nach seinem Wunsche sein Leben einzurichten. (Bredel)

Es ärgert mich jedes Mal, wenn ich sehe, dass man auch Gottes liebe Blumen, ebenso wie uns, in Kasten geteilt hat, und nach ähnlichen Äußer­lichkeiten, nämlich nach Staubfäden-Verschiedenheit... Was mich betrifft, so habe ich in der Naturwissenschaft mein eigenes System, und demnach teile ich alles ein: in dasjenige, was man essen kann, und in dasjenige, was man nicht essen kann. (Heine)

Die Pronomen sind nur einige Dutzend Wörter, doch nach der Verwen­dungsfrequenz stehen sie den Funktionswörtern nicht nach.

Man rechnet zum Pronomen als Wortart Wörter mit zweifacher syntakti­scher Verwendung;

a) Die Stellvertreter der Substantive (substantivische Pronomen) und

b) die pronominal geprägten Begleitwörter der Substantive (adjektivi­
sche Pronomen),

Doch auch außerhalb der Wortart Pronomen begegnen uns Wörter mit verweisender Bedeutung, die durch den Verweis auf einen bestimmten Ort, eine bestimmte Zeit usw. konkretisiert wird. Sie sind keine Pronomen, neh­men jedoch an der Pronominalität als besondere Bedeutungs- und Funktio-nierensart teil. Eine bedeutende Gruppe von Wörtern mit pronominaler Be­deutung tritt uns unter den Adverbien entgegen. Es sind die Lokaladverbien hier, da, dort, wo, wohin, irgendwo, nirgends, die Temporaladverbien da, dann, wann, je, jemals, nie, niemals; heute; die Modaladverbien so, wie, die Kausaladverbien warum, darum, die Finaladverbien wozu, dazu u. a. Wie die Pronomen besitzen sie eine sehr allgemeine verweisende Bedeutung, die jeweils aus dem Kontext (Satzzusammenhang) oder aus der Situation kon­kretisiert wird.

Wie die Pronomen ich und du einen beliebigen Sprecher und Gesprächs­partner bezeichnen können, so kann das Adverb hier einen beliebigen Ort


bezeichnen, wo sich der Sprecher befindet; das Adverb heute kann einen beliebigen Tag bezeichnen, die Adverbien irgendwo, irgendwann einen be­liebigen, unbestimmten Ort bzw. Zeitpunkt angeben. Die Zugehörigkeit die­ser Wörter zu den Adverbien ist trotz der ihnen innewohnenden Pronomina-lität unverkennbar; sie fungieren gleich den Adverbien mit konkreter Be­deutung und gehen in dieselben semantischen Subklassen ein. Neben dem temporalen da, dann, heute stehen die Adverbien morgens, tags, zukünftig, bald, stets, immer, neben dem lokalen hier, da, dort stehen die Adverbien vorn, links, rechts, oben, unten, die freilich auch immer situationsbezogen und auf den Sprecher orientiert sind.

Die eigentlichen Pronomen lassen sich nach dem Charakter ihrer Bezie­hung zum Substantiv, d. h. nach ihrer grammatischen Bedeutung in folgende Subklassen einteilen:

1. die stellvertretende Nennung einer Person— Personalpronomen: ich,
du, er, sie, es, wir, ihr, sie, Sie;
ihnen schließen sich an: das Reflexivprono­
men
sich und das reziproke Pronomen einander.

2. die Kennzeichnung eines Eigentums- bzw. Zugehörigkeitsverhältnis­
ses — Possessivpronomen: mein, dein, sein, ihr, unser, euer, ihr, Ihr;

3. die Kennzeichnung eines Identitätsverhältnisses— Demonstrativpro­
nomen:
der, die, das, dieser, jener, solch/solcher, derselbe, derjenige, selbst,

4. die Kennzeichnung einer unbestimmten Person bzw. eines unbestimm­
ten Gegenstandes — Indefinitpronomen: jemand, jeder, jedermann, man,
einer, etwas, jeglicher, gewisser,
einigen Indefinitpronomen schließen sich
negative Pronomen an: jemandniemand, einerkeiner, etwasnichts;

5. die Kennzeichnung einer Frage nach einer Person, einem Gegenstand
bzw. nach ihrer Beschaffenheit— Interrogativpronomen: wer?, was?, wel­
cher?, wasfilrein?;

6. die Kennzeichnung der Beziehung eines Gliedsatzes auf eine Person
bzw. einen Gegenstand — Relativpronomen: der, die, das, welcher, wer,
was.

Der Bestand der grammatischen Kategorien und die Flexion der Prono­men sind sehr heterogen.

Die meisten substantivischen Pronomen besitzen die Kategorie des Ka­sus, die wie beim Substantiv einen absoluten Charakter hat. Das Genus fehlt den meisten Pronomen dieser Art (den Personalpronomen der I. und 2. Per­son, selbstverständlich auch den Interrogativpronomen wer, was und den Indefinitpronomen man, jemand, niemand, etwas, nichts) und ist nur dem Personalpronomen er, sie, es sowie dem substantivischen der, die, das eigen; dieselben Pronomen sowie die Personalpronomen der 1. und 2. Person unter­scheiden die Numeri; Genus und Numerus richten sich nach dem vertrete­nen Substantiv, haben also auch absoluten Charakter.

Eine Eigenart der Pronomen ist, dass mehrere Subklassen der substanti­vischen Pronomen in lexikalisch-grammatische Klassen von Lebewesen/ Nichtlebewesen aufgegliedert sind; sie bilden Oppositionen: wer I was, sub­stantivische der, die, das I das, jemand I etwas, niemand I nichts. Die lexika­lisch-grammatische Opposition: Lebewesen/Nichtlebewesen findet auch


niemandem) f (en). ih

mandem) f (en).. л^лиЛп/Нт*«- (ч. Ч 182 f)

Die adjektivischen Pronomen rungieren als Ajikelworter (s ЪШ v

ikt Subklassen der adjektivischen Pronomen ist mehr oder weniger a

U Näheres zur Deklination nnd zur Verwendung der Pronomen siehe die

J5ä


gehören in den Bereich der Pronomen. Tndefinitoronomen. So fh weitern ^ faeseto bdcfirnj«^
ren Tnd Einige Sprachforscher erweitern ^ faeseto bdj^ nnt Jung unter den Indefinitpronomen ^Wörterofe mäe r,e «^ lih ^jftSS

nennt Jung unter den Indefinitpronomen ^Wörterofe ^

«b^; dereinzi8e, etliche, ^jftSSÄ sind flie-zen zwischen Indefinitpronomen und unb«JJJ^^an rechnen: alle,

§ 77. Das Adverb

Echte Adverbien sind Inflexibilia. *Ь«ЙЙЙА dale, kausale und andere Beziehunger, ^ ^Xtarten gehö-


(nominative) oder verweisende (pronominale) Bedeutung. Nach der Bedeutung unterscheidet man.

1. Lokaladverbien da, dort, dorthin, daher, hier, merner,

wo, wohin, woher xx. a..„VniaZs /гег^е» gestewi» morgens,

p nocftfs, wanre u. a. „,7«„/fc rfe/-art, dergestalt u. a 3. Modaladverbien jew w, önde«, «W, ^«J

2, Temporaladverbien./ей», boW '«e- Jliema's> ' S

3. Modaladverbien jw

4. Kausaladverbien <fab»; ^^/Г ^
S.HnaladverbienwoöA dazu, daßat И»^ >п^ 2Wj.
6. Adverbien der Quantität enw», mehr, minder, genug,

^I.Ydverbien der taten««Sar, *ta» * *-*"»'ь


Die Adverbien nähern sich, wie oben gezeigt wurde, den Numeralien und besonders eng den Pronomen. Innerhalb jeder Bedeutungsklasse gibt es Pronominaladverbien, die ebenso wie Pronomen folgende Reihen bilden:

demonstrative Adverbien: da, dort, dann, hier, so, darum, dazu u. a.;

fragende Adverbien: wo, wann, wohin, wie, warum, wozu u. a.;

indefinite Adverbien: irgendwo, irgendwann, je, jemals u. a.;

negative Adverbien: nie, niemals, nirgends u. a.

Wie die Pronomen berühren sich auch die Adverbien nicht nur mit den oben behandelten Wortarten, sondern auch mit den syntaktischen Funkti­onswörtern, da sie neben den Konjunktionen und Relativpronomen zur Ver­bindung von Teilsätz&n im komplexen Satz (Relativadverbien) Verwendung finden.


Teil HI

SYNTAX

Kapitel 7 GEGENSTAND DER SYNTAX

§ 78. Die Einheiten und die Probleme der Syntax

Die Syntax ist die Lehre vom Aufbau der zusammenhängenden Rede. Während die Morphologie nur eine Einheit der Sprache, und zwar das Wort untersucht, hat die Syntax mit drei Einheiten verschiedenen Rangs zu tun: mit der Wortgruppe, dem Satz und dem Text.

Die zentrale Einheit der Syntax ist der Satz als minimale Einheit der Rede. Das ist die minimale sprachliche Einheit, in der unsere Gedanken ge­prägt und ausgedrückt werden können und die minimale sprachliche Ein­heit, mit deren Hilfe die Menschen miteinander kommunizieren. In dieser Eigenschaft fungiert der Satz als eine Äußerung. Die Syntax erforscht die Struktur des Satzes, seinen verallgemeinerten Inhalt (Semantik) und seine grammatischen Kategorien,

Sehr häufig beschränkt sich aber der Mensch beim Abbilden eines Seg-ttients der objektiven Realität und bei dem Austausch seiner Gedanken mit dem Gesprächspartner über einen Sachverhalt nicht auf einen Satz, sondern er äußert seine Gedanken in mehreren Sätzen. In diesem Fall ist die gesamte Satzfolge eine Äußerung, der Satz aber ist eine Komponente der Äußerung, dessen konsumtiver Bestandteil.

Die kohärenten (lat. cohaerens „zusammenhängend") Satzfolgen, die als eine Äußerung fungieren, nennt man Text. Solche Satzfolgen haben nicht nur ein gemeinsames Thema der Äußerung, sondern auch eine eigene inter­ne syntaktische Struktur. Daher betrachtet sie die moderne Sprachforschung ebenfalls als syntaktische Einheiten, und zwar als satzübergreifende syn­taktische Einheiten höheren Rangs, Mit der Untersuchung des Textes be-fesst sich eine neue linguistische Teildisziplin, die Textlinguistik. Die syn­taktische Gestaltung texthafter Satzfolgen ist aber ebenfalls Gegenstand der Syntax.

Die Syntax untersucht auch die Verbindung der Wörter zu Wortgruppen, sofern diese Bausteine eines Satzes sind. Die Wortgruppe ist eine dem Satz untergeordnete syntaktische Einheit. Sie ist keine selbstständige Einheit der Rede und gehört in den Bereich der Rede nur als Segment eines Satzes, Wortgruppen wie frische Milch, Abriss der deutschen Grammatik u. a. ha-


ben eine nominative Funktion wie das Wort; andere sind nur Segmente von Sätzen, z. B.... kommt bald,... sagte seinem Sohn.

Die Wortgrappen werden ebenso wie der Satz nach bestimmten Regeln aufgebaut und haben eine eigene interne Struktur. Außerdem sind in ihnen verschiedene syntaktische Beziehungen, die auch im Satz enthalten sind, verankert. Dementsprechend sind sie ebenfalls Gegenstand eines besonde­ren Abschnittes der Syntax.

Die Syntax besteht aus folgenden Abschnitten:

1. Die Lehre vom Satz,

2. die Wortgruppenlehre,

3. die grammatische Lehre vom Text.

Wie die Morphologie behandelt auch die Syntax ihre Einheiten aus der Sicht der unlöslichen Einheit von Form, Bedeutung und Funktion.

Kapitel 8 DER SATZ

§ 79. Das Wesen des Satzes

Der Satz, dessen Wesen im Vergleich zu den anderen Einheiten der mor­phologischen und syntaktischen Ebene im vorausgehenden Paragrafen dar­gelegt wurde, bedarf einer eingehenderen Charakteristik,

Der Satz gehört sowohl zur Sprache als auch zur Rede. Konkrete Sätze, die im Prozess der Rede entstehen, sind keine konstanten Größen; sie gehö­ren nicht zum Inventar der Sprache wie Foneme, Morpheme und das gesam­te Wortgut, sondern werden jedes Mal in der gegebenen Sprechsituation nach den Gesetzen der jeweiligen Sprache aus Wörtern neu gebildet und sind somit Einheiten der Rede. Das Konstante an den Sätzen sind aber die Struk­tur der einzelnen Satztypen (die Satzmodelle), die Arten der syntaktischen Verbindung zwischen den Wörtern im Satz, die syntaktischen Kategorien des Satzes, die im Satzparadigma ihren Ausdruck finden. Die konstanten Merkmale des Satzes gehören zum Sprachsystem.

Man bezeichnet den Satz als eine minimale Einheit der Rede, da eine Äußerung über einen Sachverhalt der objektiven Realität sehr häufig aus einigen Sätzen besteht, die einen zusammenhängenden Text bilden, so dass nicht der Satz, sondern der Text, d, h. eine in entsprechender Weise struktu­rierte Satzfolge eine Redeeinheit darstellt. In anderen Fällen können die Gren­zen einer Äußerung mit denen des Satzes, ja mit den Grenzen eines Ein­Wort-Satzes zusammenfallen (Feuer]; Ruhe]), so dass der Satz uns als eine Äußerung und eine selbstständige Einheit der Rede entgegentritt.

Dass der Satz eine minimale Einheit der Rede ist, folgt auch aus der Tatsa­che, dass ein Satz nicht weiter zerlegbar ist in Einheiten von derselben Art, und zwar in noch kleinere kommunikative Einheiten (Mitteilungen). Gliedert


man den Satz in seine unmittelbaren Konstituenten, so sieht man, dass keine von den Konstituenten allein eine Mitteilung ist wie der Ganzsatz, sondern nur ein Segment einer Mitteilung und somit nicht identisch mit dem Ganzsatz.

Vgl: Vater I schläft.

Ein kleines Kind I spielt im Garten. Wer A sagt, I muss auch В sagen.

Das Wesen des Satzes als eine Einheit der Rede besteht darin, dass der Satz eine kognitive und eine kommunikative Funktion hat.

Die kognitive Funktion des Satzes besteht darin, dass die geistigsprach­liche Tätigkeit der Menschen im Prozess der Erkenntnis der Welt in Form von Sätzen vor sich geht. Die im Erkenntnisprozess gewonnenen Abbilder der Wirklichkeit nehmen in unserem Bewusstsein die Form von Äußerun­gen oder Verbindungen von Äußerungen über bestimmte Segmente der Wirk­lichkeit (Sachverhalte) an. Sätze und Satzfolgen sind die materielle sprachli­che Existenzform dieser Äußerungen und Verbindungen der Äußerungen.

Die kommunikative Funktion des Satzes besteht darin, dass der Satz zum Unterschied von Wörtern und Wortgruppen keine Benennung eines Ge­genstandes, einer Eigenschaft, eines Vorganges oder einer Beziehung ist, sondern eine Mitteilung über einen bestimmten Sachverhalt. Sätze und Satz­folgen (Texte) dienen zum Austausch von Gedanken zwischen den Men­schen, d, h. zum Kommunizieren. Diese Beschaffenheit des Satzes gegen­über Wort und Wortgruppe zeigt folgender Vergleich:

Wortgruppe Satz

Die Ankunft der DelegationDie Delegation ist angekommen
Benennung eines Ereignisses Mitteilung über ein Ereignis

(Sachverhalts) (einen Sachverhalt)

Dem Satz ist auch die nominative Funktion nicht fremd, weil jeder Satz auch einen Sachverhalt darstellt. Aber ausschlaggebend für die Charakteri­stik des Satzes sind die ersten zwei Funktionen.

Wie jede sprachliche Einheit hat der Satz eine eigene Struktur und ist als eine Ganzheit ausgliederbar.

Die verallgemeinerte Bedeutung des Satzes (Semantik), seine kommuni­kative Funktion und interne Struktur werden in den nächsten Pai'agrafen aus­führlicher behandelt.

Abschließend kann man folgende Definition des Satzes geben: Der Satz ist die kleinste relativ selbstständige Redeeinheit, die eine kognitive, kom­munikative und nominative Funktion hat und nach den Gesetzen der jewei­ligen Sprache als eine Ganzheit strukturiert ist.

§ 80. Die verallgemeinerte Bedeutung des Satzes (Satzsemantik)

Die Grammatik untersucht nicht die konkrete Bedeutung einzelner Sät­ze, sondern die verallgemeinerte Bedeutung der Sätze als sprachliche Reali­sierung der Abbilder von Sachverhalten im menschlichen Bewusstsein. Die-


se verallgemeinerte Bedeutung nennt man die Semantik des Satzes bzw. die semantische Struktur des Satzes. Der Abschnitt der Syntax, der die Seman­tik der Sätze untersucht, heißt syntaktische Semantik (im Gegensatz zur lexikalischen Semantik) oder die Satzinhaltsforschung.

Ein Sachverhaltsabbild kann eine Verbindung eines Gegenstandsabbüds mit dem Abbild einer Eigenschaft sein. Diese Verbindung Hegt den Eigen­schaftsaussagen zugrunde. Ihre Komponenten sind: 1) das semantische Prä­dikat oder das semantische Merkmal, d. h. das Merkmal, das einem Ge­genstand zugesprochen oder abgesprochen wird (man bezeichnet es mit dem Symbol P), 2) das Argument des Prädikats, d. h. der Gegenstand, dem ein Merkmal zugesprochen oder abgesprochen wird (man bezeichnet es mit dem Symbol x). Die logische Formel von Eigenschaftsaussagen ist P(x), Vgl.:

Das Mädchen ist blond. Das Baus ist nickt hoch. Vater schläft. Vater schläft nicht Mein Bruder heißt Paul.

Je nach dem Charakter des semantischen Prädikats kann es einwertig wie in den oben angeführten Beispielen oder mehrwertig sein. Mehrwerti­ge Prädikate haben mehrere Argumente. Sie beziehen sich gleichzeitig auf mehrere Gegenstände und drücken die Beziehungen (Relationen) zwischen den Argumenten aus. Die Aussagen dieser Art heißen Relationsaussagen. Die Argumente eines mehrwertigen Prädikats werden mit den Symbolen*, y, z bezeichnet. Die logische Formel der Relationsaussagen ist xRy oder R(x, y).

Kart ist der Bruder von Paul Mutter schenkt Karl ein Bilderbuch.

Das bedeutet:

x ist der Bruder von y; R — ist der Bruder, also R(x, y).

x schenkte у ein z',R — schenkte, also R(x, y, z).

Argumente eines semantischen Prädikats können nicht nur Gegenstände im engeren Sinne, sondern auch gegenständlich gedachte Eigenschaften, Vorgänge und Sachverhalt«sein:

Leben heißt kämpfen; x — leben, P — heißt kämpfen.

Wer A sagt, muss auch В sagen; x — Wer A sagt, y~-B>R — muss sagen-

Wenn zu einem semantischen Prädikat ein weiteres Merkmal tritt, entste­hen in der semantischen Struktur eines Satzes Prädikate verschiedener Stu­fen, und zwar P und Рг.

Das Haus ist sehr hoch; x — das Haus, P — ist hoch, P2 — sehr, also }

Die Kinder sangen das Lied mit Begeisterung; x ~~ die Kinder, у — das Lied, Rsangen, P2 — mit Begeisterung, also P2{R(x, y)}.


Die Verbindung des semantischen Prädikats mit einem oder mehreren Argumenten heißt in der syntaktischen Semantik Proposition. _

Die Proposition (der semantische Gehalt des Satzes) enthält ein semanti­
sches Prädikat und je nach der Bedeutung des Prädikats ein oder mehrere
semantische Argumente. Vwll.

Ein Satz kann auch mehrere Propositionen (Argument-Prädikat-Verbin­dungen) enthalten. Eine Argument-Prädikat-Verbindung hat in der äußeren Struktur des Satzes die Form: Subjekt- Prädikat bzw. Subjekt-Prädi­kat — Objekt, die anderen Propositionen erscheinen in reduzierter Form als abhängige Satzglieder.

Max Born wurde am U. Dezember 1882 im damaligen Breslau als Sohn eines Professors für Anatomie geboren.

Proposition,: Max Born wurde am 11. Dezember 1882 geboren.

Proposition^ Max Born wurde in Breslau geboren.

Proposition,: Seine Heimatstadt hieß damals Breslau.

Proposition^ Er war der Sohn eines Professors ßr Anatomie.

Einfache Sätze, die mehrere Propositionen enthalten, nennt man verdien­ter Untersuchung der semantischen Struktur der Säue berech­tigt man nicht nur die Zahl der Argumente, sondern "^^SSS die Beziehung zwischen dem Prädikat und den einzelnen Argumenten und die

sog. Rollen der Argumente. rn,-«^,w romantischen

Die Lehre von den Rollen der Argumente heißt Theoriente «emanfa» Kasus. Sie wurde von uns im Zusammenhang; mit de Kategorie des^us behandelt. Hier soll auf die neuesten Versuche der Katal^erung der Rollen der Argumente (= Aktanten der Valenztheorie) emgegang* ™u wer.

Die Beziehungen des Agens, P^XäSSÄSS von den von allen Forschern genannt. Ch. Рш™0«5 scmagju»s Funktionen (Rollen) der Argumente des Prädikats vor [67].

С = KÄgentiv, d. h. eine Kraft oder ein Widerstand, gegen die eine Handlung vollzogen wird;

S

sifikation Dativ; [65]).

Verben der Bewegung, der Ortsangabe und der Dauer der erforderlich sind.


Eine ähnliche Klassifikation der Rollen der Argumente schlägt auch W. Chafe vor. In seiner Klassifikation finden wir vor allem auch Agens, Patiens und Rezipient (Experiencer), wobei dieser etwas anders als bei Fillmore ver­standen wird: Es ist eine Person, die nicht handelt, sondern sich in dieser oder jener geistigen Verfassung befindet [43].

Weiterhin schlägt Chafe vor: Benefizient (Beneficiary), eine Person, die aus einem Geschehen Nutzen zieht, Instrument, Komplement (Ergänzung oder Präzisierang einer Handlung, z. B. ein Lied singen), und lokale Präzi­sierungen (Location).

Die bisher erarbeiteten Listen sind nicht vollständig und bei weitem noch nicht stabil. Sie bedürfen einer weiteren Überprüfung und Präzisierung. Aber auch mit Hilfe der vorhandenen Klassifikationen kann man eine nähere Cha­rakteristik der semantischen Struktur der Sätze vornehmen:

Mutter schenkt Karl ein Bilderbuch — R(xag) yadr oderbBnef. V oder obj)- Der Dieb zerschlug die Scheibe mit dem Stein — R(xag, y^ Dderobj> zinstr)- Mein Freund erzählte mir eine spannende Geschichte — R(xag,

)

Jedem semantischen Satztyp kann ein struktureller Satztyp als seine typi­sche Ausdrucksform zugeordnet werden. Typisch für Eigenschaftsaussagen sind Sätze mit einem einwertigen nominalen oder verbalen Prädikat (Das Mädchen ist blond; Er heißt Karl; Vater schläft). Typisch für Relationsaus­sagen sind Sätze mit einem zwei- bzw. dreiwertigen verbalen Prädikat (Mut­ter schenkte Karl ein Bilderbuch).

Es besteht aber keine I: I-Entsprechung zwischen der semantischen Struktur des Satzes und seiner äußeren Struktur. Das beweisen folgende Beispiele:

1) Die Synonymie zwischen verschiedenen Satzstrukturen:

Er trinkt — Er ist ein Trinker (Verbalsatz) (Substantivsatz)

Fritz fiebert — Fritz ist fiebrig ~ Fritz hat Fieber
(Verbalsatz) (Adjektivsatz) (Verbalsatz)

2) Die Homonymie gleicher Satzstrakturen;

Fritz gewann drei Mark — R (xag, ypat) Der Plan gewann Gestalt — P(x)

3) Die Homonymie der Kasus:

Der Dieb zerschlug die Scheibe — R (xag, ypat) Der Stein zerschlug die Scheibe — R(xiBSlr, y^).

Die kognitive Funktion des Satzes besteht also darin, dass die geistig­sprachliche Tätigkeit der Menschen im Prozess der Erkenntnis in Form von Sätzen und Satzfolgen vor sich geht.


Дата добавления: 2015-08-05; просмотров: 179 | Нарушение авторских прав


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